Genuss

Interview mit Benedikt Faust

Sternekoch Benedikt Faust

Gourmetkoch Benedikt Faust war mit seinem Team 2020 zum fünften Mal zu Gast beim Rheingau Gourmet & Wein Festival und ich habe ihm bei der Eröffnungsparty im Kloster Eberbach ein paar Fragen gestellt.


Guten Abend, Benedikt Faust. Klasse, dass es klappt mit einem Interview so kurz vor der Show.

Na klar, mein Team hat alles im Griff und kann mich kurz entbehren. Soll ich Dir auch ein Glas Brut bei Geldermann Sekt holen?

Vielen Dank! (ganz der Gentleman… uiui, freu).

Meine erste Frage bezieht sich auf Franken und die fränkische Küche. Für mich ist das Heimat, denn meine Mutter und auch schon meine Oma haben viele Gerichte aus dieser Region zubereitet: Blutwurst, Himmel & Erd, Grünkern in allen möglichen Zubereitungsformen. Deshalb hatte ich persönlich irgendwann genug davon.

Du bist auch in Franken aufgewachsen und dabei aber der fränkischen Küche immer gerne treu geblieben.

Ja, absolut, mich begeistert die fränkische Küche einfach. Für den heutigen Abend beim Gourmet Festival habe ich allerdings etwas ganz anderes vorbereitet. Es gibt immer zwei Arten, wie ich gerne koche: Einmal so typisch fränkisch, dann pur und total konsequent. Das heißt auch ohne Olivenöl, Pfeffer oder Schokolade. Das ist für mich dann immer ein großer Ansporn und eine Herausforderung.

Die andere Seite ist eher multikulti, dabei natürlich immer umami, also wohlschmeckend. Ich begrenze mich nicht unbedingt auf bestimmte Stile oder regionale Geschichten oder irgendwelche hipster Themen, sondern es soll in erster Linie schmecken und zwar dem Gast schmecken.

Beim heutigen Event spielen die Küchenchefs eh mit den Rezepten und die Gerichte müssen ja auch als Teller funktionieren…

Ja genau. Bei mir am Stand gibt es heute:  Lachs. Litchi. Erdnuss

Benedikt Faust mit Team auf der Welcome Party des Rheingau Gourmet & Wein Festival im Februar 2020

Benedikt Faust mit Team auf der Welcome Party des Rheingau Gourmet & Wein Festival im Februar 2020

Man muss schon genau überlegen, was man für einen solchen Event zubereitet. Das heutige Gericht ist für mich bereits ein Klassiker. Es war einmal aus der Not heraus geboren, nämlich für eine Situation, die wenig Vorbereitung bedurfte, aus Zutaten, die vorrätig waren und gleichzeitig vielen Gästen schmeckt. Im Grunde kann das die Hausfrau auch so zuhause nachkochen und hey, nun bin ich gespannt auf die Reaktionen der Gäste! (Info: Es wurde der Teller des Abends und ist bei den Gästen extrem gut angekommen)

Im Dezember hatten wir uns in Würzburg im Sternerestaurant getroffen… dieses Kapitel ist ja nun zu Ende?

Ja, im Restaurant KUNO1408, immerhin mit einem Michelin-Star ausgezeichnet, war ich für sieben Jahre mit viel Engagement tätig, doch zum Ende hin tatsächlich nur noch in Teilzeit, denn meine inzwischen zehn Jahre gewerbliche Nebentätigkeit wurde immer mehr. Die Auftritte im Fernsehen und auch die Messe-Auftritte fordern viel Zeit und Aufmerksamkeit und so war es die logische Konsequenz, dass eine Entscheidung getroffen werden musste. Ich konnte das Engagement im KUNO1408 zeitlich einfach nicht mehr erfüllen.

Seit Januar habe ich dann auch nahezu voll durchgearbeitet und maximal vier freie Tage und es wäre zeitlich gar nicht mehr möglich, für einen festen Restaurantjob zur Verfügung zu stehen. Im April startet eine weitere TV-Aufzeichnung, denn Galileo wird jetzt wöchentlich gedreht und das bedarf auch jedes Mal Vorbereitungszeit. Ein Kochbuch für den größten deutschen Kochbuchverlag darf ich auch machen, zu einem ganz spannenden Thema, nämlich so in etwa „Sterneküche für Jeden“.

Ah, das ist interessant. Ich hätte nun das Thema „Low Carb“ erwartet, denn dazu gibt es ja auch ein Dinner-Event mit Dir im Rahmen  des Rheingau Gourmet und Wein Festival. Welche weiteren Projekte?

Als weiteres Projekt, das ich mit der METRO mache, darf ich Gourvenience nennen, eine spannende Produktlinie mit hochwertigen Convinience-Produkten, die nachhaltig produziert werden und ohne künstliche Zusatzstoffe oder Konservierungsstoffe auskommt. Da mache ich also die Showbühne bei verschiedenen Messen, ebenso die Video-Berichte und außerdem bin ich ja auch Markenbotschafter für verschiedene Firmen und drehe Werbefilme.

Das Ganze und dann noch das Fernsehen ist einfach zu meinem Leben geworden und das genieße ich. Die ganze Aufmerksamkeit, die will ich auch nicht mehr missen. Immerhin habe ich inzwischen eine regelrechte Fangemeinde und Fans, dir mir nachreisen…. hey, ich genieße das.

Yeah, Groupies!

Weiterhin plant mein Manager ein weiteres Projekt mit mir, dazu kommen noch zwei eigene Projekte, also insgesamt drei neue Projekte bis Mitte des Jahres. Die haben auch alle mit Gastronomie zu tun, eines davon sogar in Würzburg, klar, die fränkische Heimat möchte ich auch niemals außer Acht lassen, denn man weiß ja nie, wie lange die Fernsehgeschichte geht. Also ein Konzept ist deutschlandweit, ein Konzept für Würzburg und dann noch ein etwas größeres, drittes Konzept. Deswegen ist es für mich auch spannend eine gastronomische Basis zu haben. So schön es ist, umtriebig zu sein und verschiedene Sachen zu mache, vermisse ich ganz schnell, normale Gäste in einem Restaurant zu bewirten. So ein Festival wie dieses genieße ich daher so sehr, denn hier hat man den direkten Kontakt zu den Gästen.

Ein weiterer Koch, der Heimat & Welt in seinem Konzept verbindet, ist ja Mario Lohninger  mit seinem Restaurant in Frankfurt – kennt ihr Euch? Er hatte kürzlich einen Auftritt bei Kitchen Impossible (Link) von Tim Mälzer. Wann sieht man Dich denn da vielleicht mal.

VOX sagt ich bin kein VOX-Gesicht! (lacht). Gott sei Dank bin ja bei Pro7 sehr gut besetzt, was mich auch ein bisschen mit Stolz erfüllt. Wobei ich derzeit auch echt ausgelastet bin, schon von zwei Firmen bin ich angefragt worden und es folgen weitere Galileo-Beiträge: Ein wöchentliches Format, das exakt auf mich zugeschnitten ist, also mein Format, bei dem ich auch namentlich genannt werde und man mich ganz klar positioniert.

Statt dass ich also etwas Anderes mache, ist dieses Format nun wöchentlich geworden, weil es offensichtlich so gut angenommen wird. Damit wird mir einfach eine tolle Plattform gegeben.

Immerhin: Galileo ist eine Wissenssendung im Fernsehen. Wir machen also Infotainment und sind nicht noch eine weitere Kochshow. Das finde ich auch für mich sehr angenehm, denn es stellt mich als Person dar und weniger nur meine Jury-Qualifikationen. Es ist toll, dass es etwas Anderes ist und ich kann spaßig sein und so sein, wie ich bin und genau das scheint gut anzukommen. Die Zielgruppe ist zudem noch recht jung, das macht es dazu noch einmal mehr interessant. Es gibt wirklich genug Leute, die das begeistert, immerhin rund 1,5 Millionen Zuschauer – das ist nicht uninteressant und pushed! Ein Kochbuch ist eh in der Mache, jetzt planen wir noch ein Kochbuch zur Sendung…

Kurzum, s’läuft. Klasse!

Genau. Aber klar, wenn die Anfrage von Tim für „kitchen impossible“ kommt, dann würde ich es machen. Ich mag den Tim und ich könnte ihn glaub auch gut fordern. Wir sind recht ähnlich vom Typ her und ich bewundere ihn, weil, er kann sich sehr gut auf Situationen einstellen und wurschtelt sich dann immer sehr gut durch. Deshalb – das wäre ein sehr interessantes Battle! Aber alles zu seiner Zeit. Wer weiß was noch kommt.

Eine Standard Frage in meinen Interviews ist die Frage nach dem „guilty pleasure“?

Nö, da gibt’s eigentlich nichts. Es gibt einfach so viele Sachen, die mir wirklich gut schmecken und klar liebe ich zum Beispiel Schnitzel. Doch eigentlich gibt es nichts Bestimmtes in der Hinsicht. Wobei, doch, ich vermisse eines… (kurze Unterbrechung, denn ein Fan kommt vorbei und fragt nach einem Selfie)

Ich komme ja aus der klassisch französischen Gastronomie, da habe ich auch gelernt. Deshalb: Ich liebe Stopfleber! Nun ist dieses Gericht etwas in Verruf geraten und ich bin daher froh, einen Produzenten entdeckt zu haben, der sie folgendermaßen anbietet: Die Leber wird hinterher gefettet und schmeckt dadurch wie Stopfleber, ohne, dass gestopft wird.

Das finde ich in Zeiten der Nachhaltigkeit sehr gut, weil Tierquälerei geht für mich gar nicht. Also das ist so ein Gericht, wenn es das jetzt gäbe, da könnt ich mich direkt reinlegen. Doch hey, ich hab’s schon lange nicht mehr gegessen, weil ich einfach so Vieles gerne mag und in der Hinsicht bin ich dann wiederrum sehr einfach.

Wie stehst Du zu den Bloggern und den Influencern, die neuerdings über Gastronomie berichten und Restaurants bewerten. Dürfen die das eigentlich oder haben die keine Ahnung?

Och nö. Es ist schon auch viel aufgeblasener Hype um die Sterne-Gastronomie. Doch das jetzt nicht falsch verstehen, denn ich habe selbst für ein Sterne-Restaurant gekocht und habe großen Respekt vor der Tradition und der Liebe und dem Aufwand, der dort in der Küche betrieben wird. Ich halte sehr viel von Gourmet-Restaurants und sehe die ganze Arbeit, die damit zusammenhängt.

Es geht um den geilen Geschmack!

Doch ich hasse es in der heutigen Zeit, wo es wahnsinnig viel Personalnot gibt, sich hinzustellen und sich selbst zu feiern und zu sagen „hey, ich bin der Größte und kann geil kochen“ und gleichzeitig vielleicht die Mitarbeiter behandeln wie Scheiße. Deshalb sag ich eher: Aufgeblasen sind andere. Jeder hat das Recht über die Branche zu schreiben und zu berichten und jeder Bericht tut der Branche auch gut – egal ob positiv oder negativ.

Und hey, ich mache den Job jetzt seit 26 Jahren und hey, man trainiert sich den Gaumen ja auch erst an. Trotzdem schmeckt man auch nicht immer alles und ja, manches schmeckt einem halt einfach nicht. So hat jeder hat seinen eigenen Geschmack und den darf er auch kundtun.

Klar, die Art und Weise wie, das stößt dem einen oder anderen auf. Klar, weil man damit auch versucht, Hysterie zu erzeugen oder gar provozierend meinungsbildnerisch zu sein. Das muss jeder selbst wissen. Doch im Grunde sind das halt Marketingtools.

Eigentlich bin ich auch eher damit erfolgreich, dass ich der typische Antiheroe bin. Ich bin also eher unbeliebt, was mich wiederum für andere beliebt macht. Ich polarisiere ja auch mit meinen Auftritten. Deshalb finde ich das so akzeptabel und klar, wenn gewisse Grenzen überschritten werden, dann muss das nicht sein. Aber, so what!?

Mit den Schreiberlingen ist das wie mit den Gästen. Früher hat man gesagt, man braucht 10 positive Bewertungen, um eine negative weg zu machen. So ist es nun mit PR-Beiträgen inzwischen auch. Sie brauchen zehnmal mehr positive Presse, um eine Negativpresse auszugleichen. Ich hab früh gelernt im Leben, dass Negativpresse auch teilweise einen größeren Hype auslöst als ein positiver Beitrag. Deshalb: ich lebe von beidem – von beidem gut.

Man muss sich einfach selbst treu bleiben und sich auch immer mal wieder hinterfragen! Letztlich sind es die Gästezahlen, die für den Gastronomen wichtig sind. Der zufriedene Gast geht einfach über alles. Klar, auch Blogger sind meine Kunden und klar, die Fotos im Restaurant bei schlechtem Licht werden nicht immer gut. Das sind halt dann eher Schnappschüsse und damit gleichzeitig authentisch. Es sind Momentaufnahmen. Professionelle Food-Fotos sind immer gestellte Fotos, um die Gerichte bestmöglich zu präsentieren und von daher kein Vergleich.

Es ist wie bei den Reiseblogs. Schauen wir uns die Berichte über Museen an. Da wird doch heutzutage auch viel fotografiert – bei Kunstlicht, mit Zuschauern im Bild und vielleicht unvorteilhafter Perspektive und trotzdem ist es genau das, was spannend und interessant ist. Vor allem macht es den Leser aufmerksam. Durch solche Fotos kommt man wieder ins Gedächtnis und das muss man schaffen, um immer wieder neue Gäste zu gewinnen.

Welchen Ausgleich gibt es zum Beruf?

Der Beruf selbst ist mein Ausgleich. Mein Arbeitsalltag ist so abwechslungsreich und alles ist damit gleichzeitig Ausgleich: Der Kontakt zu den Menschen, die Gespräche, das Kennenlernen von Leuten etc. pp. Wenn man, so wie ich, Vieles machen kann und so viel Verschiedenes machen kann, ist das einfach nur geil: Jetzt war ich für fünf Tage auf der Intergastro als Speaker für METRO auf der Show-Bühne tätig, hatte viele tolle Gespräche auf der Messe mit spannenden Gästen. Nun bin ich hier auf einem der ältesten und elitärsten Gourmet-Festivals Deutschlands, wenn nicht sogar der Welt. Das ist natürlich vom Niveau her ein riesiger Unterschied, eine Messe, bei der ich auch mal mit 16jährigen Foodbloggern Selfies mache und heute stehe ich dann hier. Doch dieser krasse Unterschied ist einfach so geil. Nächste Woche geht’s nach Schleswig, auf ein ebenso sehr elitäres Festival. Dann folgt die METRO-Hausmesse, dann ein Event in der Villa Merton in Frankfurt, ein Dreh in München und und und…  Mehr Spaß wie in der Gastronomie gibt’s für mich kaum.

Gastronomie macht Spaß

Am Ende verbindet uns alle der Wunsch nach dem geilen Geschmack. Was mich an dieser Art der Berufsausübung entspannt ist die Abwechslung. Ich bin nicht der Typ, der in einem Gasthof tagtäglich den Schweinebraten zubereitet. Wobei das nichts damit zu tun hat, dass der Schweinebraten nicht geil ist und ich den nicht auch machen würde, doch es würde mich als umtriebiger, kreativer Mensch und Freigeist einfach zu sehr einengen. Ich habe nun zum Glück die Möglichkeiten gegeben bekommen, dass ich mich mit allem austoben kann, was ich möchte und das genieße ich aktuell total. Das befriedigt mich, egal wie anstrengend das ist.

Ja, ich komme einfach mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammen: Gäste, Mitarbeiter, Hoteliers und Regionen und einfach so viel unterschiedlichem Klientel – das macht mir total Spaß.

Hey super, mir hat es auch heute viel Spaß gemacht und Danke für das Interview!

Ein Foto vom Gericht, dass Benedikt Faust & sein Team bei der Eröffnungsparty des Rheingau Gourmet & Wein Festivals servierte. Die Wiesbadener Bloggerin Julia von German Abendbrot war ebenfalls sehr begeistert!

Gourmetkoch Benedikt Faust ist mit seinem Team 2020 zum 5. Mal zu Gast bei der Welcome Party des Rheingau Gourmet & Wein Festival im Kloster Eberbach

Foodbloggerin German Abendbrot

Foodbloggerin Julia von German Abendbrot aus Wiesbaden mit Benedikt Faust

P.S. Hier der Link zu den Galileo Koch-Videos von Benedikt Faust mit dem Titel „vom Desaster zum Master“ – Kochen in sehr unterhaltsam!