Die schönste Stadt der Welt – so wird Venedig oft genannt und auch ohne die üblichen Kreuzfahrtschiffe ist das Städtchen in der Lagune ein Hotspot und stets gut besucht. Wer kein Gedränge mag, kommt also am besten „off season“ – im Winter. Was – im Winter nach Italien? Aber ja doch, si si.
Schon zum zweiten Mal war ich daher mitten im Winter in Venedig und auch wenn die feuchte Kälte einem manchmal zu schaffen macht – es hat so viele Vorteile, dass ich immer wieder im Winter nach Venedig reisen würde. Venedig ist ein bezauberndes Reiseziel. Manche besuchen die Stadt wegen Karneval (im Frühjahr), andere wegen der Kultur, den Oper und Theater ist ganz groß. Andere wegen der Kunst, denn die Biennale findet alle zwei Jahre statt und es treffen sich die Kunstkenner der Welt.
Es gibt verschieden Anreise-Möglichkeiten: Per PKW, per Zug. Mein Kollege ist sogar schonmal per Fahrrad angereist, denn es gibt tatsächlich einen Radweg über die Alpen. Für einen Kurzurlaub bevorzuge ich immer noch das Flugzeug und entscheide mich für die Anreise per Lufthansa, denn trotz annulliertem Flug und Verspätung (…) schaffte ich die Strecke in wenigen Stunden (reguläre Flugzeit ca. 1 Std.), denn so weit ist Venedig nicht von Deutschland entfernt und die Alpen sind auch von Venedig aus in Sichtweite.
Um die Stadt mit den Wasserwegen 100% auszukosten, sollte man sich direkt ein Wochen- oder Tagesticket für die Vaporettos kaufen, so heißen die öffentlichen „Wasser-Busse“. Auch vom Flughafen gibt es, alternativ zum Bus, ein öffentliches Wassertaxi oder man gönnt sich ein privates Boot-Taxi.
Das Wetter im Winter ist in Norditalien nicht so viel anders als in Deutschland, es wird in Venedig sogar hier und da Glühwein angeboten ( „ote Weine“ meinte der Barkeeper… ich dachte schon, er will mir alten Wein einschenken, doch er sprach von „hot wine“ und meinte damit Glühwein. Das erklärte den Nelkenduft rundum die Bar. Doch wer wird denn ernsthaft in Italien Glühwein trinken, wenn es besten italienischen Wein gibt? Ebent). Also: Warm anziehen und genießen!
Venedig – so schön!
Meine Lust auf Venedig vor allem mit dem Wasser zu tun. Nichts ist für mich faszinierender als eine Stadt, die auf Wasser gebaut ist und deren Infrastruktur komplett über die Wasserstraßen erledigt wird: Waschmaschine bestellt? Amazon liefert – per Boot. Taxi zur Oper bestellt – kommt per Boot. Ausflug an den Stadtrand? Natürlich per Boot. Treffen bei Freunden im anderen Stadtteil? Per Boot. Auch der Flughafentransfer? Per Boot. Der öffentliche Nahverkehr funktioniert wunderbar – per Boot, und zwar à la minute. Zudem ist der Service so freundlich und einwandfrei, dass ich einfach nur begeistert bin. Doch natürlich braucht alles seine Zeit, deshalb: Wer es eilig hat, nimmt das Schnellboot oder läuft schnell mal eben zu Fuß durch die Gassen der Stadt. Schwimmen sollte man nicht in den Kanälen. Schade eigentlich, denn es tummeln sich viele kleine Fische in den Kanälen. Beim abendlichen Restaurantbesuch überlege ich kurz, ob der Fisch des Tages wohl aus dem Canale Grande kommt, doch eher wohl nicht.
Womit wir beim zweiten Grund für meine Lust auf Venedig sind: Die hervorragende Küche und die wunderbaren Restaurants. Warum kann denn in Wiesbaden nicht ein guter Italiener eröffnen? Ja, es gibt tolle Pizza in town, doch eine gute Osteria?! Fehlanzeige, da muss ich gleich weit fahren und naja, dann kann ich auch nach Venedig fahren, um italienische Küchenkunst zu erfahren. Meine Restaurant-Tipps für Venedig:
. Il Paradiso Perduto
. Bea Vita
. Osteria Antice Stellato
. Al Timon
. Ristorante Estro Vino e Cucina
. Il Mercante, Cocktailbar
. Vino Vero Winebar
Alle genannten Restaurants sind so individuell, dass Du am besten selbst im Internet anhand der Fotos schaust, ob das etwas für Dich ist. Exzellente Küche gibt’s bei allen, jedoch in unterschiedlichem Niveau und mal eher bodenständig, mal mehr fine dining. Schau auch auf Youtube dieses Video an.
Die Stadt in der Lagune
Im Winter erlebt man in Venedig manchmal auch das berühmte „aqua alta“. Das Milliarden-Projekt „Mose“ greift offenbar nur, wenn das Wasser knietief ist, also die Stadt schon „Land unter“ hat. Gerade mal knöcheltiefes Hochwasser gehört zum Alltag, also, so what…
Zum Glück hatte ich meine Prada Stiefelchen zuhause gelassen und festes Schuhwerk an den Füßen, denn, der Weg zum Hotel bis zur Rezeption führte leider durch Hochwasser, durch knöcheltiefes Salzwasser aus der Lagune. Gut, dass der Rimowa-Koffer dicht gehalten hat. Der Hotelier lacht und meint: „This is Venice!“ Zumindest bietet er mir ein Handtuch an. Naja, ob sich die Schuhe erholen werden? Ich frage nach Mülltüten, um später wenigstens trockenen Fußes wieder auf die Gass‘ zu kommen. Nun verstehe ich auch das Angebot der fliegenden Händler mit den bunten „Einweg-Stiefeln“. Das Wasser steigt meist nur zwischen 11 und 13 Uhr über normal Null… am Nachmittag und abends auf dem Weg in die Bar ist wieder alles trocken. Perfetto!
Das Verkehrsmittel der Wahl ist das Vaporetto, denn man kann damit bis zu den Inseln in der Lagune reisen: Murano, Burano,…. das Bootfahren macht so Spaß und es erschließt sich einem auch die Vielfalt der Inselwelt Venedigs. Denn Venedig ist nicht nur Markusplatz, Lido und die Rialtobrücke, sondern weitaus mehr und eine wunderschöne Inselwelt. Ansonsten ist man zu Fuß prima unterwegs, denn ganz so groß ist der historische Teil von Venedig auch nicht.

Entweder man übernachtet in Venedig im Hotel, einer FeWo oder einer Unterkunft auf dem Festland, alternativ auf einer der Inseln, vielleicht auch auf Lido, der Badeinsel von Venedig. Es gibt auf den Inseln tolle Hotels, doch hier sollte man dann die letzte Bootsverbindung im Blick behalten, denn sonst wird’s teuer. Ebenso könnte Nebel die Heimfahrt erschweren, dann fährt nämlich nichts. Ja, so eine Inselwelt ist spannend und bezaubernd, lies auch hier „Das andere Venedig“.
Einmal habe ich auf San Severe in einem Hotel übernachtet, doch inzwischen mag ich’s lieber mittendrin, also zum Beispiel im jüdischen Viertel, Hotel Locanda del Ghetto oder in Cannareggio das NH Hotel. Zwecks Unterkunft, einfach mal Stöbern und ein günstiges Angebot ergattern. Das muss ich tatsächlich feststellen, Venedig ist leider allgemein sehr teuer geworden, angefangen vom Glas Wein bis zum Alltäglichen… liegt wohl daran, dass die ganze Welt diese mystische Stadt sehen möchte.







Meine „best off“ Tipps für Venedig
- Einmal sollte man schon zur Rialto-Brücke spazieren oder zumindest mit dem Vaporetto drunter durch fahren. Morgens, mittags oder abends. Daran kommt keiner vorbei.
- Der Fischmarkt an der Rialto-Brücke ist ebenfalls sehenswert, immer morgens, außer So + Mo.
- Unbedingt Ciccetti essen, eine venezianische Spezialität. Un ombra i ciccettis… so lässt es sich leben! Imgrunde ein „Schnittchen“, doch eigentlich so viel mehr und so lecker.
- Ein bisschen Kunst muss schon sein, auch außerhalb der Bienale-Ausstellung. Ich empfehle die Sammlung von Peggy Guggenheim. Die Kunst-Förderin hat in Venedig einen wunderschönen Ausstellungsort mit ihrer Sammlung moderner Kunst hinterlassen. Unbedingt sehenswert, auch der Garten, das Café und die schöne Umgebung.
- Apropos Kunstmesse Berlinale, die „Arms“ Skulptur steht noch (lies hier bei „Reisevergnügen“)
- Einkaufen, in denkmalgeschütztem Gemäuer geht bei Teatro Despar oder auch bei Spar am Rialto-Markt, einem Supermarkt in historischem Gemäuer
- Burano, Murano, Lido etc. mit dem Vaporetto – die Inseln sind unbedingt einen Ausflug wert
- Indiana Jones Drehort – kennste? Unbedingt ein Selfie mit dieser Kirche machen.
- Schau Dir die Stadt von einer Dachterrasse aus an. Folgende Optionen schlage ich vor:
Es gibt das Hotel H10 oder Hotel Gritti, das Hotel Bauer oder den Turm auf dem Markusplatz. Wenn Du Glück hast, klappt es mit der Dachterrasse auf dem Luxuskaufhaus Fonadcio Tedechi in der Innenstadt (kostenlos, Online-Registrierung nötig)















Mitbringsel aus Venedig
Reisen mit leichtem Gepäck ist meine Devise, deshalb ist’s mit Mitbringsel immer etwas schwierig. Also Wein oder Flüssiges geht schon mal nicht, weil Handgepäck, doch ein paar Tipps habe ich:
. Gläser, denn Venedig hat eine Glasbläser-Tradition
. Masken – wer auf Karneval steht
. Espressomaschine und Kaffee
. Artischoken oder getrocknete Tomaten
. Baccalau (getrockneter Fisch)
. Venezianische Pantoffeln.
Wer lacht jetzt über mich? Ja, die Pantoffeln aus Venedig von Piedàterre sind der Hit! Es gibt sie sogar aus Seide und Kaschmir. Und die Farbenvielfalt ist für #Farbenfreunde orgiastisch. Ein echt venezianischer Schuh, der traditionell auch im Freien getragen wird, wie die französische Variante der Espandrilles. Doch ich werde den fast zweihundert Euro teuren Samschuh allerdings nur zuhause tragen)

Danke auch an die Bloggerin von „Preissnbeere“, die mich inspirierte, zum Stadtteil Guidecca überzusetzen. Sollte man unbedingt machen!